Freitag, 30. September 2011

BB vom 30.09.2011

Datum: 30. September 2011
Ort: Taunus
22:15 bis 02:30
GG: fst 6m3 UMi SQM (nicht L): 21.04 mag/arcsec²
ca. 12° klar klar klar 
Nachdem ja nun die ganze Woche mehr oder weniger klaren Himmel geboten hat, war für Freitag Nacht die beste Transparenz der Woche gemeldet, und unsere Erwartungen wurden definitiv NICHT enttäuscht, es wurde die beste Nacht des bisherigen Jahres und die Chancen, dass es die beste bleiben wird, stehen ganz gut ;)
Verabredet war ich eigentlich "nur" mit Andreas und Rainer, der mit seiner Lightbridge das erste Mal zu unserer Beobachtungstruppe stossen wollte - irgendetwas sagte mir aber, dass es da auch so noch den ein oder anderen hinverschlagen würde bei der Vorhersage. Schon auf der Hinfahrt fiel mit der Sternenreichtum in tiefer Horizontnähe gen Westen auf, da war beim letzten Besuch des Platzes vor 5 Tagen bis 30° Höhe fast gar nichts zu sehen gewesen. Nach der letzten Kurve empfing mich bereits eine Phallanx an Autos, Teleskopen und Mannen. Der erste den ich begrüsste machte mir letzte Zweifel zunichte: Oliver, ein über die Jahre wirklich untrüglicher Garant für Ausnahmenächte (da ist mit Sicherheit seiner weiten Anreise geschuldet!). Ausserdem waren noch Andreas, Rainer, Stefan mit seinem neuen 6" Meade und Ingo mit seinem leckeren 8" Selbstschliff/-bau vor Ort.


Die reich strukturierte, wenngleich bereits untergehende Milchstrasse bot schon ein tolles Bild, meine üblichen Stimmungsaufnahmen zu Beginn waren trotz ISO 1600 diesmal (man vergleiche mal mit dem BB vor 5 Tagen) so dunkel, dass kaum was von unserem Krempel zu sehen war ^^


Zu fortgeschrittener Stunde bestimmten wir die Grenzgrösse in Umi auf relativ problemlose 6m3, in Zenitnähe dürften wir durchaus hie und da mal die magischen 6m5 geknackt haben, das ist für diesen Standort schon das obereste Ende der Fahnenstange, man sah es aber (wie immer) auch sehr schön den Objekten im Okular an. Ingo lies mehrfach sein SQM kreisen, bedenkt man, dass es sich nicht um die "engere" L-Variante handelt sind die 21.04 m/arcsec² durchaus nicht übel, wenn sie auch schon an diesem Ort bei SQM-L Messungen überboten wurden. Interessant war der Effekt der wirklich sehr guten Transparenz in Richtung Osten, in fast direkte Blickrichtung von Frankfurt war selbstverständlich auch heute die Aufhellung zu sehen, doch sehr viel schwächer und M42 war dort bereits wenige Grad über dem Horizont, exakt an der Baumgrenze mit blossem Auge sichtbar, in der Megadunstlichtglocke von FFM normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit. Positiv kam dazu, dass die Luftfeuchtigkeit wohl (ungemessen) niedriger lag als prognositiziert, ich musst erst nach über drei Stunden das erste Mal die Telradscheibe leicht abwischen, vor einigen Tagen war das bereits nach 15min zu...
Nachdem bei so vielen Leutchen üblicherweise etwas längeren "Einpalaverphase" ging es dann auch an die ersten Objekte. Es wurmte mich - und wohl auch Andreas - dass wir am vergangenen Sonntag Caldwell 5 alias IC342 so extrem grenzwertig wahrnehmen konnten, heute sollte das doch besser gehen, dank Rainer der mir einen Blick auf sein (wirklich vorbildlich mit dicker Folie abgedunkeltes!) Eye&Telescope gewährte war die Galaxie bzw. das Zielgebiet zügig im Okular, ein kurzer Fieldsweep und tatsächlich, hier gab es nun nichts mehr zu raten, noch weit entfernt davon besonders hell zu erscheinen, war die Galaxie ohne weiteres zu identifizieren, erleichternder Weise auch an genau der Stelle an der ich sie am Sonntag mehr vermutet als wirklich gesehen habe :) Heute war definitiv der richtige Himmel Galaxien sämtlicher Art mit höhere Vergrösserung und niedriger AP anzugehen, brachte schon das 22mm LVW einen Fortschritt in Sachen Kontrast, war sie mit 14mm plötzlich auch direkt nicht mehr zu verfehlen.


Danach gab es zur Augenentspannung einen Schwenk auf einen reich strukturierten Cirrusnebel, insbesondere die Knochenhand war in Andreas' 12er mit höherer Vergrösserung ein Genuss mit fotoähnlichen Filamenten und Verwirbelungen! Auch Nordamerika und der Hantelnebel schwenkte ich kurz an aber gab ihnen nicht allzuviel Zeit, denn heute riefen die schönsten Sirenen des Deepsky: Die Galaxien...
NGC 1023 im Perseus war zum wieder warm werden genau das richtige, mit 10m kaum zu übersehen und schön in einer Sternkette gelegen. NGC 404 zeigte ich Stefan, der sie auch gut sah, ich weiss jetzt gar nicht ob er sie danach auch nochmal mit dem 6er angefahren hat, auch da ist sie ja kein Problem. M31.. huiii Es war fast völlig Jacke welche Vergrösserung man hier heute einsetzte: beide Staubbänder respektive die Spiralarme waren über weite Strecken direkt sichtbar und übers Feld zu verfolgen, es gibt nicht allzuviele Nächte (bei mir) wo die Galaxie so nah an fotografische Ergebnisse rankommt. Rainer machte sich sogar - und das wohl erfolgreich - daran, die Galaxie bis zu ihren äussersten Grenzen wie man sie von Fotos kennt noch wahrzunehmen. Da bot es sich natürlich an auch gleich den "Nachbarn" M33 einen Besuch abzustatten, die HII Region war auch ohne Filter sofort ein auffälliger runder Fleck am Ende einer Sternkette die sich Richtung Zentrum zieht, die Spiralarme konnte man über weite Strecken verfolgen und mit 14mm war es eine Riesenfreude die Verdickungen und Knoten in den Armen abzufahren, so im Galaxienfieber war ich schon länger nicht mehr ;)
Andreas hatte aber einen Leckerbissen ganz anderer Art, den ich noch nie versucht habe: Den PN Jones 1 im Pegasus, nachdem er mir die Position erklärt hat (wirklich lohnenswert, da echt nicht schwer zu finden!) schaut ich durch sein Okular und tatsächlich war der PN ohne grössere Schwierigkeiten wahrzunehmen, er ist überraschend gross und zwei sich gegenüberliegnde Stellen des planetaren Nebels sind besonders hell und dementsprechend leicht (mit Filter) zu sehen, indirekt wurde das ganze nochmals deutlicher, nun macht der PN den Eindruck eines "C"s - ich will mich nicht festnageln, dass dieses C wirklich geschlossen war, die schwächste Stelle ist wirklich schwach und das Gehirn setzt ja gerne etwas fort wo man um die Struktur weiss, aber mit einem "C" kann man das Aussehen eben am besten beschreiben ;)
Alsdann ging ich zu meiner alten Hassliebe, Stephans Quintett über, nochmal ein genauer Blick auf Rainers Kartenausschnitt und ab dafür, auch hier zeigte sich eklatant der Unterschied zur letzten Nacht, kaum übersehbar steht der Galaxienknäuel unweit der hellen NGC 7331, nachdem wir am letzten Sonntag noch gerätselt haben ob Jan und ich das selbe Sternen-"T" als Aufsuchhilfe meinten war klar: Ja wir meinten das selbe. Mit Höherer Vergrösserung (107x) wurde das ganze noch wesentlich besser und kontrastreicher, ich glaube es war aber die 214x in Rainers 12" Lightbridge wo ich sie dann auch eindeutig trennen konnte, wenngleich das bei den beiden wirklich NAH zusammenhängenden Galaxien kein Kinderspiel für mich ist. Rainer war überhaupt extrem gut darin, nicht nur Objekte aufzufinden, sondern ihnen auch die passende AP zu verpassen, und da versuchte er sich bei unserem ersten Telefonat vor ein paar Tagen noch als Einsteiger hinzustellen :D An der Stelle muss ich ihm auch mal direkt für das nächste Objekt danken, nicht alltäglich aber er hatte es nach kurzem Kartenstudium sicher im Okular und erstaunlicher Weise war es auch für alle die durchschauten (und alle schauten durch) sofort sichtbar, dank der Karte konnte man den 14m2 "hellen" Quasar KUV 18217+6419 schnell und sicher identifizieren. Mit einer Rotverschiebung von z=0,297 liegen wir hier (je nachdem welche Quelle man befragt gehts auch bis 4) schon jenseits der 3.000.000.000 Lichtjahre Entfernung, es fasziniert mich immer wieder... da war hier auf der Erde gerade die erste Party der Cyanobakterien angesagt, die sich und ihre Enstehung aus der Ursuppe feierten ^^

Hatte ich eigentlich am Abend noch gedacht, wegen meiner Erkältung mach ich heut mal früher Schluss war es doch schon fast 2 Uhr als ich das erste Mal wieder daran dachte... Stefan war auch schon in Aufbruchstimmung, Rainer kaum noch vom Okular wegzubekommen als er noch diverse Objekte beobachtete, die besonders von diesem Himmel profitieren. Ein näheren Blick konnte ich noch auf die wirklich schön Konstruktion von Ingo werfen, der 8"er ist handwerklich wirklich professionell gebaut und das Bewegen des Dobsons über den Himmel macht einfach Spass. Das konnte man von der Lightbridge nur eingeschränkt behaupten, die Abbildung ist zwar definitiv gut aber an der Mechanik lässt sich sicher noch so einiges verbessern, da fühlte ich mich doch ein bissl mit dem Martini verwöhnt.
Eines der letzten Objekte die ich vor dem Zusammenbauen noch beobachtete war NGC 891 in Rainers Lightbridge, fanastisch lang mit kaum zu übersehendem Dunkelband zog sich die Spindelgalaxie in Andromeda durch das Gesichtsfeld. Alsdann machte ich mich wie die anderen auch ans Zusammenbauen, lediglich Rainer und Ingo waren nicht mehr von den Okularen wegzubekommen und ich will gar nicht wissen wie lange sie da noch gestanden haben heute Nacht, aber Recht haben sie! :D
Gegen halb drei fuhr ich los, eine Nacht im Kopf, von der ich durchaus längere Zeit zehren kann, selten sind sie diese Nächte aber sie wiegen auch lange Wolken-/Mondphasen auf wenn man sich ihrer wieder erinnert :)

Ein grosses Danke an alle die dort waren und die ich wieder oder zum ersten Mal "sehen" durfte.


 "6 Mann - 6 Optiken aber mehr als 6mag"









Donnerstag, 29. September 2011

ATM Bericht "Mücke" 70/350 Dobson

TM Projekt 2,8" Minidobs
Beim Kellerentrümpeln kam die vor Jahren georderte Zweitgarnitur eines 70/450 Astromediaspiegels zu Tage, damals hatte ich schon einmal angefangen ein kleines Teleskop daraus zu bauen, leider schmierte mir der Hauptspiegel vor Beendigung der Arbeit ab und war kaputt, zwar bestellte ich mir einige Zeit später nochmal den selben, aber irgendwie war zu diesem Zeitpunkt Luft und Lust raus aus der Sache...
Ich war noch nie sonderlich begabt was handwerkliche Tätigkeiten angeht, sicher auch ein Grund warum ich mich so lange nicht an solche Dinge herangetraut habe, aber ohne Üben wird es auch nie besser ;) Also hab ich in den letzten Jahren immer mal wieder zu Säge und Bohrmaschine gegriffen und drauflosgewerkelt, nicht immer mit sonderlich gutem Erfolg aber irgendwie bleibt doch jedes Mal was hängen - so auch diesmal, Holzreste waren schnell organisiert und sogar Alustangen eines vorangegangenen nie beendeten Projekts waren noch vorhanden. Mit Minimalkontruktionszeichnung machte ich mich über das Holz her, was am Ende herauskam will ich hier mal zeigen, nicht messbar mit Selbstbauten die ich schon so gesehen habe, aber Spass hat es trotzdem gemacht und auch wenn dem Spiegel sicher nicht viel Einsatzmöglichkeiten jenseits von Balkon-Mond-Beobachtungen vergönnt sein werden freue ich mich dem Spiegel ein neues zu Hause gezimmert zu haben :)
Die Einzelteile gestapelt...
So grob soll es mal aussehen...
Der bewährte 1,25" "Lampenfassung-Helical" für 2,50€
Das OAZ-Brett muss noch zurechtgeschnitten werden, der Fangspiegel ist derzeit vom 114/900 geliehen...
Verleimt!
Mit montierten Stangen, die Stangenklemmblöckchen nehme ich diesmal als neuen "Skill" an, gradgenaues Bohren mit der Standbohrmaschine, klappt erstaunlich gut!
Ein schöneres Finish wird ihm demnächst noch verpasst werden...
Ebenso ein Streulichtschutz für den Hut
Die Spiegelbox ist mattschwarz lackiert, wenn mal wieder Veloursreste anfallen wird es nochmal etwas dunkler...
Spiegelzelle extra einfach, zwei Brettchen, drei Federn, drei Schrauben, drei Rändelmuttern...
Warum 8 Stangendesign? Nur aus purer Lustigkeit :) Ein so kleines Ding kommt auch mit einer ordentlichen Stange aus, aber so macht es sich einfach schöner im Wohnzimmerschrank, den Grossen darf ich leider nicht ins Wohnzimmer stellen Glare

Bauzeit: ca. 8h
Gewicht: 1075g

Baukosten:

  • real: 2,50€ für die Lampenfassung der Rest war da (immer gut etwas mehr auf Vorrat zu kaufen Cool
  • theoretisch: ~ 35€ ink. Spiegel


Werkzeug:

  • Stichsäge
  • Handsäge (für die Stangen)
  • (Stand)bohrmaschine
  • Schleifpapier
  • Schraubendreher

Samstag, 24. September 2011

BB vom 24.09.2011

Datum: 24. September 2011
Ort: Taunus
21:15 bis 01:45
GG: <5m5
ca. 12° diesig, Schleierbewölkung
Schon länger musste ich auf Begleitung bei einer Beobachtungsnacht verzichten, um so glücklicher war ich, als während meines Aufbaus nicht nur Jan wie abgesprochen am Beobachtungsort vorfuhr, sondern sich kurz darauf auch noch Andreas zu uns gesellte, endlich mal wieder eine Nacht die man gemeinsam mit Beobachtung und Fachsimpeleien verbringen kann :)
Nachdem ich vor wenigen Tagen meinen Fangspiegel auf Federn umgebaut hatte, war die Justage mit Jans Laser eine Sache von Sekunden wie sich das eigentlich auch gehört und die Sternabbildung mag das ganze Jahr noch nicht so gut ausgesehen haben. Der Himmel hingegen sah dieses Jahr schon des öfteren merklich besser aus als heute, der Siff zog sich locker bis 30° Höhe und auch im Zenit konnten wir uns leider nicht auf 6mag und darüber freuen. Von daher war die Objektauswahl zumindest theoretisch arg beschränkt, da hielt uns aber natürlich nicht davon ab auch Galaxien anzusteuern ;)



Den Auftakt bildete bei mir M13 und M57, beide waren heute nicht ganz so stark auf der Brust, aber zumindest das Seeing war in einigen Momenten durchaus brauchbar, so dass sich M13 auchmal mit über 300x durchaus anschauen liess!
Jan übernahm dann kurzerhand den Dobson um Caldwell 5, IC342 eine Galaxie in CAM aufs Korn zu nehmen. Nach einigem Gestochere wurde er auch tatsächlich fündig. Ich muss zugeben, dass ich immense Mühe hatte die Galaxie sicher zu sehen, ich konnte sie erst beim Fieldsweeping unter genauer Positionsangabe wahrnehmen, aber sie spottete definitiv ihrer Kataloghelligkeit von 9m1, da hatte ich (unter anderem Himmel) schon 14m Galaxien die einem im Vergleich ins Auge hüpften! Andreas hatte dieselben Schwierigkeiten und ich denke einfach, der Himmel brach in diese Richtung böse ein was die Transparenz anging - wird aber vermerkt und bei besserem Wetter nochmal besucht :) Nicht umsonst heisst diese Galaxie auch umgangssprachlich "The Hidden Galaxy" a.) wegen der starken Extinktion durch die Milchstrasse und b.) wegen ihrer Lage in einem Sterngewurschtel...
Um dem Frust der schlechten Transparenz zu entgehen, verlagerte ich mich kurzerhand auf einige Sternhaufen, darunter natürlich die Prachtexemplare h+x, aber auch den alten immer wieder beeindruckenden Sternhaufen NGC 7789, M34, M103 und dergleichen. Zusammen mit Jan besuchten wir dann noch den Katzenaugennebel NGC 6543, der dank der schlechten GG nicht ganz so zügig im Okular war, dann aber als strahlend heller Gesell auch höchste Vergrösserungen erlaubte, allerdings ohne Details...
Sehr erstaunt und auch leicht bestürzt war ich über den Vergleich von Jupiter (der einen fantastischen Mondschatten zeigte!) in unseren fast identischen Geräten von mir und Andreas, jeweils mit 187x (auch mit verschiedenen wechselnden Okularen) zeigte sich das Bild in meinem Teleskop merklich heller und dadurch kontrastärmer - da er mit der leichteren Reiseversion tendentiell MEHR Streulichtprobleme haben müsste als bei meinem üppigeren Hut und Spiegelbox (beides natürlich velourisiert) kann das eigentlich nur von Streulicht vom Spiegel selber herrühren, meiner ist ja ziemlich stark durch unentfernbaren Pollenmist verschmutzt, bei Deepsky sah ich da nie Unterschiede aber am strahlend hellen Jupiter merkte man den Unterschied direkt. Eine andere Vermutung, die mir danach noch kam ist, dass meine FS-Kante im Gegensatz zu ihm nicht geschwärzt ist, ich weiss allerdings nicht ob das den Ausschlag gibt.

Als Andreas gegen 1 Uhr leider abbauen musste, machte ich mich nochmal an die inzwischen fast maximal hoch stehende Andromedagalaxie, nicht ohne aber vorher NGC 404 (Mirachs Geist) zu besuchen, im Gegensatz zur praktisch gleich hellen IC 432 ist hier kein "404 not found" angesagt ^^ ist aber auch kleiner und kompakter aber dementsprechend auch sofort auffällig "unterhalb" von Beta And. Alsdann ging es die letzten Grad hoch zu M31 nebst Begleitern, dafür dass der Himmel so intransparent war (zumindest abseits des Zenits) fand ich sie heute durchaus ansprechend, ein Staubband war sogar recht auffällig. M33 war ebenfalls in Sekunden im Okular, aber diese Galaxie zeigte nochmal ganz deutlich, dass der Himmel heute einfach nicht stimmte.
Auch NGC 7331 nebst Stephans Quintett schwebten da in exponierter Lage hoch im Süden und tatsächlich war es in diese Richtung und Höhe durchaus lohnend, wir blieben zwar bei eher moderaten Vergrösserungen aber es war vor allem in Sachen SQ (ein Galaxienhäufchen mit dem ich seit Jahren eine persönlich Fehde führe) besser als in manch anderer Nacht :)


Als der Orion so langsam über die Bäume kroch war es dann auch für uns Zeit abzubauen, die Cirren wurden auch eher mehr als weniger, trotzdem werde ich die Nacht in guter Erinnerung behalten, Spass ist wenn man trotzdem lacht und eine gelungene Nacht MUSS nicht zwangsläufig von der Grenzgrösse abhängen wenn man nur mit den richtigen Leuten in der richtigen Stimmung zusammen auf dem Feld steht ;)
Auf dem Heimweg fuhr ich dann gegen 2:10 Uhr doch nochmal an den Strassenrand um eine (naja zwei) letzte Aufnahme vom über den Horizont kletternden Orion zu schiessen, inzwischen war ich natürlich schon wieder sehr viel näher am Rhein-Main-Gebiet vor allem fotografierte ich genau in diese Richtung, aber ich finde es hat trotz der Lichtverschmutzung seinen ganz eigenen Charme.

 








"The hidden galaxy - und nicht nur eine versteckte sich"



Montag, 19. September 2011

BB vom 19.09.2011

Datum: 19. September 2011
Ort: Feld nördlich von Taunusstein
22:0
0 bis 23:45

GG: ~5m5
Wetter: feucht, Dunst 10 ° C
12" f/5
Der Herbst liegt nun unweigerlich in der Luft, das merkte ich schon beim ersten Atemzug nach dem Aussteigen, diese unnachahmliche Mischung aus durch Regen frisch gewaschene 10°-Luft und die ersten angefeuerten Heizungen der leicht fröstelnden Gesellen. Und auch wenn meine Nase versagt hätte, die Plejaden die sich im Osten bereits aus dem Dunst schälen sprechen eine klare Sprache.
Eigentlich war es ansonsten keine Nacht die man für ernsthafte Beobachtungen nutzen könnte, der Mond war nicht mehr fern, der Himmel stellenweise recht matschig, aber für einen kleinen Spaziergang über den Himmel sollte mir das heute reichen. Zumal ich vorher noch meine Fangspiegeleinheit zerlegt hatte um das nun schon fast ewige Justierproblem zu lösen, der Gummipuffer lag nun richtig aber schon nach dem Aufbau merkte ich schnell, das hat gar nix gebracht :( Rumgeiere wechselte sich mit Stillstand trotz Schrauberei am FS ab und es blieb wieder nur die Brachialmethode per Hand mit gelösten Schrauben - das war es nun aber - der Martinigummi fliegt raus, die Löcher werden nochmal etwas aufgebohrt und gute altmodische Federn werden besorgt!


Nach der durch diese Unannehmlichkeiten recht leidige Justage ging es erst nochmal Richtung Zenit/West in den Sommerhimmel um ein paar alten Bekannten Hallo zu sagen, gerade in Zenitnähe war der Himmel durchaus sein Geld wert und belohnte mich mit einem fantastischen Cirrus und den PN-Highlights M 57 und M 27. Nun aber nach Osten, die Zeit rennt heute leider, der Mond erhellt schon leicht den Osthimmel (oder ist es mal wieder Frankfurt?) - h+x in alter Pracht, die feinen Sternketten lassen die nervige Justageaktion vergessen, hat sich doch gelohnt... M31 ist durch den Dunst noch zu schwachbrüstig, da warten wir mal andere Nächte ab... Dafür war Jupiter eine wahre Augenweide mit zahlreichen Details in den Wolkenbändern und einer lustigen Mondkonstellation, es sah aus als wollten sich alle vier gerade von einer Seite auf ihn stürzen ;)


So schwenke ich noch eine Weile genussvoll hier hin und dort hin und schon schält sich der rote Mond über die ersten Baumwipfel, auch er nach längerer Zeit die ich ihn nicht mehr im Auge hatte, ein durchaus freudvoller Anblick, es reicht sogar für einen schnellen Schnappschuss durch das Okular, mehr als ein Schnappschuss ist es aber auch nicht.

Eigentlicher Höhepunkt der kleinen Beobachtungsrunde ist die Feuertaufe für mein "neues" Kartenwerk - die Karten an sich sind bekannt, handelt es sich doch um den Triatlas. Neu ist hingegen mein Geburtstagsgeschenk in Form des ebook Readers! Schon einige Male hatte ich die Dinger im Laden in der Hand und da ich doch recht viel verPDFtes lese (was am Bildschirm auf Dauer wirklich keine Freude ist) wünschte ich mir schon länger so ein handliches Gerät im Haus. Der immense Vorteil gegenüber jeder Art von bekanntem Monitor ist das Display mit eInk Technologie - dabei wird vollständig auf aktive Beleuchtung verzichtet, das Aussehen entspricht fast gänzlich dem von gedrucktem Papier, dazu ist es sehr reflexarm gehalten, so dass man es auch problemlos im hellsten Sonnenschein lesen kann - oder eben unter gedämpften Rotlichtschein :) Das Format von etwa A5 ist nicht üppig aber dank der Zoomfunktion sind auch feine Details kein Problem. So, einmal den heissen Brei umrundet: Es funktioniert tadellos! Das Laden der Karte (Triatlas B-Set & Panoset) dauert etliche Sekunden, das ist aber wegen der Grösse auch auf meinem normalen Rechner der Fall - ist die Karte ersteinmal geladen geht das navigieren durch die einzelnen Seiten und innerhalb einer gezoomten Karte fix, die Lesbarkeit unter Rotlicht ist praktisch nicht von Papier zu unterscheiden und damit kann ich nun getrost auf Ausdrucke der üblichen Art verzichten. Schnell noch die aktuellen Kometenkarten als PDF drucken lassen und man hat auch diese immer aktuell dabei ohne Papierkrieg. Die Feuchtigkeit war zwar recht hoch in dieser Nacht aber im geschlossenen Koffer hat das Gerät nix abbekommen, sicherheitshalber hab ich aber ein kleines Handtuch zum Einwickeln dabei, in längeren nassen Nächten sicher keine schlechte Idee! Um Akku muss man sich bei den Teilen zum Glück auch keine Sorge machen, denn verzichtet man auf Sperenzien wie die MP3 Player Funktion wird praktisch kaum Saft gebraucht: Beleuchtung gibt es ohnehin keine und im Gegensatz zu Computermonitoren liegt hier nur Strom an wenn die Seite umgeblättert wird - nicht aber wenn eine Seite offen ist, das heisst wenn die Karte erstmal auf dem Display ist sinkt der Stromverbrauch gegen Null, auch wenn sie zwei Stunden offen dort liegen würde. Alles in Allem funktioniert das ganze exakt so wie ich mir das in den letzten Monaten so enthusiastisch vorgestellt habe, grösser dürfte das Display natürlich sein, aber das ist wohl derzeit noch nicht bezahlbar :P


Kometenaufsuchkarte von Winnis Seite... 


Ausschnitt aus Triatlas B-Set Karte...
Der Mond ist inzwischen schon ein ganzes Stück übe dem Horizont, ich gönne ihm sogar noch mal zehn Minuten Beobachtungszeit bevor es dann an das Zusammenpacken ging.