Sonntag, 25. Mai 2014

BB vom 24.05.2014

Ort: Silent Hill
Zeit: 20:30 bis 3:00 Uhr
Wetter: gleich zu Beginn abziehende Bewölkung, klar und transparent
GG: fst ~ 6m+ M13 freisichtig

Selten habe ich den Prognosen mehr mißtraut, zum einen weil die klare Nacht schon seit drei Tagen angesagt war, selten bleiben Prognosen so stabil, zweitens weil es den ganzen Tag über bewölkt und kühl war, morgens sogar noch geregnet hat. Egal, unser Zirkel sagte schon morgens fast geschlossen zu - dann sei das Wetter wie es mag. Pünktlich zur Abfahrt zog es mehr und mehr frei und gab den Blick auf eine malerisch beleuchtete Landschaft frei.


Wenige Kilometer vor dem Platz kamen mir dann auch tatsächlich zwei bekannte Autos nebst Gesichtern entgegen, es war zwar noch laaaange hell aber ich wollte heute bewusst endlich mal wieder den Sonnenuntergang und die ruhige Stimmung genießen bevor es sehr viel später losging. Während Jan und Michael also noch ihr verdientes Abendessen genossen, baute ich schon meinen Krempel auf, macht ein paar Schnappschüsse und liess mich entspannt im Campingstuhl nieder um den Sonnenuntergang gleichsam zu genießen und festzuhalten.


19 Einzelbilder á 1/4000s ISO 100 f/20 300mm Brennweite EOS 400D


Wir hatten immer noch massig Zeit für Schwätzchen, Equipmenthuldigungen (Michael hatte da einen kreislaufdestabilisierenden Koffer am Start!) und der Abend war es auch wert ein gemeinsames Sumbel (natürlich alkoholfrei!) abzuhalten - gleich vorweg: es half! :D

Danke an Jan für das lustige, perfekt getroffene Bild


So langsam wurde es dann auch "dunkler" und Andreas traf ein. Wir versuchten mit der Barndoor den Kometen in UMa auf den Chip zu bekommen, was aber leider an mehreren Faktoren scheiterte. Zum einen war es schlicht noch viel zu hell, zum zweiten war die Zenitnähe extrem unangenehm zu erreichen mit dem montierten Neiger, einmal mehr wäre hier der Kugelkopf die erste Wahl gewesen. Andererseits wollte ich die kostbare Nacht auch nicht mit Fotoexperimenten vertrödeln. Was ich aber noch mit Freude machen konnte/durfte: Michael gab mir sein Walimex Fisheye! Ich hatte ja bereits im vergangenen Sommer das Fisheyeobjektiv von Ulrich an meiner Kamera und ich finde die Teile einfach genial! Rainer machte uns noch auf einen heute besonders einfach und eindrücklich sichtbaren Merkur am Westhorizont aufmerksam.

Kurz nach Sonnenuntergang - klarer Himmel und freie Horizontsicht!



Am linken Rand die Dämmerung im Nordwesten, am rechten rand die Rheinmainaufhellung im Südosten - Klick für größere Version


Spät aber noch immer nicht bei voller Dunkelheit kam Rainer als letzter an. Spätestens jetzt wollte ich auch anfangen mich wieder dem Teleskop zu widmen! Also Kamera weggepackt und überlegt wo ich denn nun starte. Ich hatte (leider) nichts vorbereitet und liess mich zunächst zu einigen Standardkerzen treiben. An M13 blieb ich kurz hängen, denn auf meiner Karte sind neben der allseits bekannten "Begleit"galaxie NGC 6207 gibt es ein Gesichtsfeld weiter noch zwei weitere Galaxien. Trotz verschiedener Vergrößerungen bis 180-fach blieben sie mir aber verborgen :( NGC 6194 war mit über 14m wohl wirklich einfach nicht drin, NGC 6196 mag ich sogar gesehen haben, denn sie erscheint nur stellar, aber da hatte ich mangels Vorbereitung einer tieferen Detailkarte keine Chance zur Identifikation.

Nun ging es in den bereits in maximaler Höhe stehenden Skorpion. Messier 4 ist natürlich immer erstmal das Objekt für den Start. Völlig übersehen liegt zwischen Messier 4 und Antares der winzige, schwache Kugelsternhaufen NGC 6144, dem ich auch bei 180-fach keine Einzelsterne entlocken konnte, der aber auch mit 11m9 wirklich sehr viel schwächer und vor allem kleiner ist. M 80 war dann der dritte im Bunde und naturgemäß wieder leichter aufzulösen, auch hier war das 6.7mm Okular ideal.

In Lyra beobachtete ich noch zwei Galaxien aus dem letzten Sommer, NGC 6703 und 6702 die zusammen in einem Feld wunderschön anzusehen sind.

Rainer war mein Garant für die Schwächlinge des Abends, wenn auch diesmal zumindest recht bekannt: Die Mäusegalaxien NGC 4676 A und B. Recht schnell sind die verschmelzenden Galaxien wahrnehmbar, beide sind knapp über 14m hell und sehr homogen von der Helligkeit, auch nicht sehr groß. Im ersten Moment ist die Trennung nicht ganz eindeutig gewesen, doch sie zerfallen bei näherer Betrachtung in zwei Komponenten. Wo ich wirklich passen musst ist der lange (mehrere Galaxiendurchmesser) Schweif, die Meinungen gingen hier auseinander, ich sah sie definitiv nicht.

Zu weit fortgeschrittener Stunde fand noch ein sehr sehr aufschlussreicher Okularvergleich statt! Endlich hatten wir das 24mm ES 82° und ein 26mm Nagler in Andreas 12" f/5. Ich kam etwas später hinzu und wollte nicht wissen welches Okular jeweils im OAZ steckte. Als erstes Objekt musste der Komet herhalten, ich wechselte mehrfach (!) in und her, konnte aber keine Entscheidung treffen welches Okular mir besser gefiel, der Augenabstand unterschied sich und auch der Fokus, aber Randschärfe und Brillianz liessen sich unheimlich schwer beurteilen. Rainer regte an ein knalligeres Objekt herzunehmen. Das geschah dann in Form von M51. Nach wiederum einem halben Dutzend Wechseln von beiden Okularen hatte ich einen klaren Favoriten, allerdings wiederum nicht durch die Randschärfe oder das Einblickverhalten bestimmt, sondern durch eine höhere Brillianz der Feldsterne und einem besseren Kontrast - es war das 24mm ES. ABER#1: Beide Faktoren sind der unterschiedlichen AP und Vergrößerung geschuldet ABER#2: Auch wenn das richtig ist, ich empfand es eben an diesem Teleskoptyp unter unseren Bedingungen als die RICHTIGE(re) AP/Vergrößerung ABER#3: Michael stellte fest - und das unterschreibe ich ebenfalls - für Brillenträger ist und bleibt das ES kritisch wegen dem nochmals geringeren Augenabstand. 

Danach ging es nochmal in Vorgriff auf den eigentlich Herbsthimmel, zum Pegasus und Jan und ich beobachteten sowohl NGC 7331 als auch Stephans Quintett, wo ich aber aufgrund des niedrigen Standes und der beschränkten Öffnung nur vier Mitglieder zweifelsfrei sehen konnte.

Gegen halb drei wurde mir dann doch etwas schummerig und vor allem auch erstaunlich kalt, und das obwohl ich neben Shirt und Pullover schon zwei Jacken anhatte ;)

Allgemeine Aufbruchstimmung machte sich breit, nicht zuletzt auch, weil sich im Westen bereits die Dämmerung ankündigte und die Brillianz der Milchstraße bereits anfing zu leiden. Rainer war noch voll im Rausch! Schon vorher hatte ich bei ihm eine sehr sehr schwache, weit entfernte Galaxie (bitte nochmal die Nummer Rainer!) gesehen, relativ grenzwertig - vor allem weil sie nicht sehr definiert war, schwer zu fassen aber reproduzierbar indirekt aufblitzte. So verliessen wir um drei Uhr den geheiligten Rasen und überliessen ihn seinem Schicksal :D

Fazit: Herrlich! Es war definitiv die zweitbeste Nacht dieses Jahr und das will schon was heissen nachdem wir mit so vielen mittelmässigen und unterdurchschnittlichen Nächten zu kämpfen hatten. Hätten wir vor Ort pennen können, wäre ich wohl noch geblieben und hätte mich mit einem Fernglas noch etwas vergnügt. So fuhr ich aber nach Hause und als ich dort um kurz vor vier ankam war der Himmel schon erschreckend hell - das dürfte einer der letztes Nächte gewesen sein wo man eine längere Dunkelheitsphase nutzen kann, ich hoffe natürlich noch auf das nächste Wochenende - dann aber werden sechs Wochen lang nur eingeschränkte Deepskybeobachtungen möglich sein, was ein Treffen zum Plaudern und Sternhaufengucken ja nicht ausschließt ;)

>>Erntedank in der Deepsky Kolchose<<

Dienstag, 20. Mai 2014

BB vom 19.05.2014

Ort: Laufenselden
Zeit: 22:00 bis 3:00 Uhr
Wetter: wechselnde Bewölkung, meist klar
GG: ca. 5m7 - 5m8

Im Prinzip war es der erste sinnvoll nutzbare Tag von der Mondphase her, sollte selbiger doch erst viertel vor zwei aufgehen. Da war es Ehrensache, dass ich einen kleinen zaghaften Aufruf über die Mailliste losschickte. Bis zum Abend waren dann auch vereinzelte Willensbekundungen eingetroffen, mit Thomas, der in wenigen Tagen sein neues Teleskop erhalten soll und zum ersten Mal mit an den Platz kommen wollte hatte ich mich im Vorfeld schon ausgetauscht. Was dann im Laufe des Abends aufschlug war einmal mehr rekordverdächtig! Nach 23 Uhr waren wir (Horia, Ronald, Hans, Thomas, ich, Klaus-Dieter, Armin und Rainer) dann komplett. 


Was das eigentlich Beobachten angeht, sorgte hier wie so oft vor allem Rainer für ein paar besondere Objekte, ansonsten genoss ich ich einige Standardobjekte mit Thomas, der auch voll von den visuellen Anblicken unter den gar nicht so üblen Bedingungen begeistert war. Genug fachzusimpeln, zu zeigen und zu erklären gab es heute auf jeden Fall, allein das hat mir großen Spaß gemacht :)

Eine böse Überraschung gab es dennoch, da Hans Dobson keinen NACH der Montage abnehmbaren Spiegeldeckel hat, gab es einen bösen Unfall mit einer abgerutschten Stange die zum Glück (!!!) "nur" den in der Abdeckung montierten Lüfter in vollem Lauf durchschlug, das hätte auch im worst case direkt auf dem Spiegel landen können, diese Abdeckung wird nun mit Sicherheit angepasst oder neugebaut um auch ein Abnehmen nach dem Aufbau zu ermöglichen, da bin ich bei meinem Martini sehr froh, dass ich die Spiegelabdeckung als letzten Schritt abnehmen kann wenn alle Stangen und Schrauben sicher befestigt ist.

Zur anfänglichen Verblendung gönnte uns Horia ein paar fantastische 18"-Blicke auf einen noch tiefen M13 und später einen M51 fast exakt im Zenit. Haleluja!! Das brauche ich eigentlich gar nicht groß beschreiben, man KENNT die Fotos ja :D

Um das Gesehene dann auch öffnungsabhängig richtig einordnen zu können, ging ich mit Thomas diese und einige andere Objekte noch mit dem 8"er an. Sein zukünftiges Gerät wird ja mit 12" in der goldenen Mitte liegen und auch wenn sich der 8"er natürlich vor dem 18"er zu verstecken hat, war Thomas auch hier von den Details angetan die sichtbar waren und die man sich herausarbeiten konnte. Super, ich denke genau diese Einstellung wird ihm viel Freude mit dem 12er machen. Jupiter der Schwammige machte auf keinen Eindruck, Mars hatte ich selbst heute nicht drin, aber Saturn. Einen Blick auf den Kometen C/2012 K1 Panstarrs wollte ich auch noch werfen, dummerweise keine Aufsuchkarte dabei, aber grob wusste ich wo er steht, ganz entgegen meiner Gewohnheit habe ich einen kurzen Blick aufs Handy (Mobile Observatory) geworden, der mir dann schnell den Kometen zeigte. Am Hinterlauf des Bären wurde ich auch auf Anhieb fündig, erstaunlich heller und großer Kern und ein ganz klar zu erkennender breiter Schweif, der sich bei 14mm durch das gesamte Gesichtsfeld zog.

Wir hatten in dieser doch erstaunlich langen Nacht vor allem eines: Viel Gesprächsstoff. Das war so eine dieser Nächte, die hier und da noch echten Erkenntnisgewinn bringen konnte! Einiges an Equipment hatte ich zum ersten Mal in der Hand und vor Augen. 



Die Transparenz war leider stellenweise eher durchschnittlich und zwischendurch zogen nochmal kräftige Wolkenfelder durch, als die ersten aufgebrochen waren zog es aber wieder komplett frei. Für die Objekte des Abends sorgte, wie sollte es auch anders sein: Rainer. Zwei ultraschwache Galaxien sowie ein Quasar sorgten für die so geliebte Gänsehaut ;)

Der Quasar QSOB 1634+7037 mit einer Lichtlaufzeit von über 7 Millarden Jahren und einer heutigen Entfernung von über 13 Milliarden Lichtjahren rückt einen und seinen Platz im Universum schnell wieder zurecht. Der Quasar in Draco war trotz einer (angegebenen) Helligkeit von 14m7 relativ unproblematisch zu sehen, nicht leicht aber auch kein Augenverbiegen nötig! Ganz anders sah es da schon mit den nächsten zwei Objekten aus, CGCG 339-6 (ein Katalog den ich zu Hause auch erst einmal recherchieren musste, Catalogue of Galaxies and of Clusters of Galaxies oder auch einfach Zwicky-Katalog) war indirekt relativ schnell auftauchend und konnte dann auch sicher gehalten werden, trotzdem bewegten wir uns auch hier schon nicht mehr weit von der Grenze des 12"ers entfernt und ebenso wenig weit von der 15m Grenze. Die nahe gelegene CGCG 339-10 sah ich im ersten Versuch überhaupt nicht, leichter Dunst zog gerade über den Bereich, später konnte ich es noch einmal probieren und ja, man kann sie als eindeutig gesehen abhaken, allerdings war das eines der grenzwertigsten Objekte an die ich mich erinnern kann,  sehr schwierig da sie nur blickweise indirekt auftauchte, das allerdings reproduzierbar.

Die Milchstraße war zeitweise schon sehr nett zu sehen, für Thomas auch ein erstes Mal, aber durch die wechselhafte Transparenz war sie heute noch nicht so wirklich beeindruckend. Als dann gegen halb drei auch die letzten abgezogen waren, quatsche ich mich noch mit Armin fest bis der Mond bereits ein gutes Stück über dem Wald stand, so dass ich dann um halb vier totmüde und in Erwartung des in drei Stunden erwachenden Weckers nur noch ins Bett fiel.

Fazit: Eigentlich unnötig eines zu schreiben, die Nacht war zwar nur durchschnittlich, aber trotzdem eine mehr als feine Sache, vor allem wegen der illustren Gesellschaft, den netten Gesprächen und mit Thomas einen Wiedereinsteiger "in Flammen", ich freue mich wenn er jetzt mit dem neuen Teleskop öfter zu uns kommt. Achja, und Stuhl und Kartenhalter meisterten ihre Generalprobe mit Bravur ;)


>>Taunuswiesen - Wer braucht da noch ITV?<<

Donnerstag, 8. Mai 2014

ATM Bericht: A3 Kartenhalter deluxe

Die A3 Karten (Deepsky Hunter Atlas) haben ja wirklich immense Vorteile aber auch einen Nachteil: Wohin damit? Gut, das selbe Problem hat man eigentlich immer mit Karten, egal ob gebunden, als kleines Buch oder im Ordner, ein Tisch ist naheliegend aber man hat ihn nicht wirklich am Teleskop stehen.

Ideal finde ich die Lösung einiger Sternfreunde, die sich einen Konzertnotenständer (also die mit Holzplatte, nicht die einfachen klappbaren aus Blech) angeschafft haben.

Der Redneck in mir wollte aber die <20€ durch eine kleine Bastelei eingespart sehen.

Zugegebenermaßen, das setzt einiges an Grundmaterial was man daheim haben muss vorraus! Darunter ein gutes Fotostativ und eine Skywatcherrohrschelle (Größe egal, aber von Skywatcher muss sie sein, weil die ein Fotogewinde auf einer Seite haben).

Material:

Fotostativ mit Neiger
4,5" Rohrschelle
M5 Schraube + Flügelmutter + 2 Unterlegscheiben
Holzrest

Zur Konstruktion gibt es nicht viel zu sagen, ausser der Schraube wird nix montiert, ich habe die Platte auf etwas über A3 Größe bemaßt, das kann man handhaben wie man will aber zu groß sollte sie wohl nicht werden (Windangriffsfläche).Nach einem ersten Test mit einem dünnen Holzrest, habe ich einen passenden Multiplexrest zurechtgesägt, mit Forstnerbohrer durch vier Bohrungen stark erleichtert und zwei Leisten zur Ablage von Stiften und Zubehör angeleimt. Ein sehr aussagekräftiger Test was die Stabilität angeht konnte ich schon während dem Trocknen durchführen - Richtig starke Sturmböen wehten so ziemlich alles um mich weg - nur das Stativ wackelt nicht mal ;)

Die Konstruktion ist stabil, höhenverstellbar, neigbar und auch von Quer- auf Hochformat drehbar.

Egal ob Buch oder Einzelkarte, Stifte o.ä. jetzt findet endlich alles Platz.

Foto aus der Testphase (dünnes Brettchen), damit man die Befestigung besser sieht:

 
Zum Transport zerlegt



Im Querformat


Im Hochformat


Zeichenmaterial + Karte


Dienstag, 6. Mai 2014

ATM Bericht: Höhenverstellbarer Beobachtungsstuhl

Dieses Thema ist so eine ewige mentale Baustelle bei mir. Anscheinend bin ich doch leidensfähiger oder fauler als ich dachte - vielleicht auch beides...

Mein 15€ Bügelstuhl begleitet mich schon seit vielen Jahren, aber mindestens so oft wie ich ihn dabei habe, lass ich ihn zu Hause stehen, dann muss ich stehen oder mein "Immer-im-Auto-Campingstuhl" kommt zum Einsatz was aber denkbar unbequem ist. Der Bügelstuhl hat über die Jahre allerdings immens viel Rost angesetzt, die Sitzplatte war angebrochen und von höhenverstellbar kann eigentlich keine Rede sein, denn die Frickelei tut man sich Nachts eher nicht an, meist verharrte er in einer mittleren Stellung.

Wie auch immer, heute reifte zwischen Rewe und Baumarkt der Entschluss: Jetzt kaufste dir einfach mal ein paar Latten und gut is!

Wie so ein Stuhl aussehen kann weiss ich zum Glück und so habe ich mich für die einfachste Version entschieden, manchmal kann man sich auch zu Tode planen (habe ich schon des öfteren getan) und nichts passiert, deshalb habe ich sogar auf Berechnungen oder Zeichnungen verzichtet und habe direkt Zollstock und Stichsäge in die Hand genommen.

Aber zunächst die Materialliste, ich habe die Werkstatt meines Vaters geschont und habe sogar die Schrauben lieber selber mitgebracht ;)

2 Stück 2m Latten (unbehandelt, ungeschliffen)
1,5m Gurt
Sortiment Schrauben und Winkel (2,99! Das hätt ich sogar mitgenommen wenn ich nichts gebaut hätte...)
M10x120 Schraube 
2 Unterlegscheiben
M10 Mutter
18mm Leimholzplatte
_________________
11,91 €

Die erste Latte wurde auf 1m halbiert, der zweiten wurden zwei 10cm lange Stücke entnommen und oben und unten zwischen die beiden 1m Stücke geschraubt (später noch mit Blechen verstärkt). Die Leimholzplatte wurde nach Gefühl auf eine angenehme Sitzbreite abgelängt und ebenfalls halbiert. Die beiden Hälften wiederum generös mit verschraubt. Das Konstrukt der nun verbundenen 1m Latten diente als Vorlage für den Ausschnitt in der Sitzfläche, hier hatte ich großes Glück, dass ich praktisch nichts mehr nacharbeiten musste - damit hatte ich eigentlich fest gerechnet!

Hiernach wurde wiederum Pi mal Daumen das verbleibenden Lattenstück so gekürzt, dass es als hintere Stütze dienen kann, dabei habe ich das Teil einfach mal zwischen die Latten gesteckt und den mutmasslich tauglichen Winkel eingestellt, den Rest einfach abgeschnitten. Jetzt wurde es etwas tricky, ich hatte keinen so langen Bohrer um alle drei Latten komplett durchbohren zu können, musste also ausmessen, hat glücklicherweise halbwegs hingehauen - hier sollte man aber lieber mehrfach messen, lohnt sich :D

Nach dem Verschrauben wurde das endgültige Reststück nochmals halbiert um als Fuß zu dienen, vielfach verschraubt und mit Winkeln versteift war jetzt schonmal die Zeit zum Probesitzen gekommen: Tadellos, dabei suchte ich auch gleich den richtigen Winkel = Maximalabstand zwischen den beiden Fußteilen und limierte nunmehr mit dem Gurt selbigen. Zum Schluss (Des heutigen Tagespensums) war schonmal der Grobschliff dran, sowie das weitere Verstärken der Sitzfläche mit einigen herumliegenden, kleineren Lattenresten (also auch als saftige Portion ist nun alles bruchsicher).



Fehlt primär noch der Holzschutz, das packte ich heute nicht mehr...

Fazit: Ich hab das Teil nun weder besonders leicht, noch edel noch kompakt gebaut, aber ich wage zu behaupten, dass es im vernünftigen Rahmen kaum noch stabiler werden könnte und auch nicht günstiger zu bauen ist ;) Mal sehen was der erste Praxistest sagt. Habe natürlich schon länger probegesessen und erreiche nun alle Höhen zwischen dem Heritageeinblick (10cm über der Grasnarbe) und einer Höhe wo die Füße kaum noch den Boden berühren, was in etwa dem Zeniteinblick beim 12"er entspricht.

UPDATE Juni 2014: Nachdem mir schon in der ersten Nacht die Platte hinten gerissen ist habe ich mich da noch mal umorientiert. Zum einen ist das Fichtenholz einfach nicht das richtige für die Belastung gewesen, zum anderen habe ich nun keine Sitz mehr, der die Stangen umschließt sondern einen Mittelsteg, das ganze aus 20mm Birke Multiplex. Alle Kanten wurden nochmal rund geschliffen, das sollte ebenfalls die Bruchtendenz minimieren. Ausserdem  ist er durch die herausnehmbare Sitzplatte jetzt wesentlich (!) kompakter zu verstauen. Ein komplettes Teleskoptreffen Wochenende hat er nun gut hinter sich gebracht - und zwar im Dauereinsatz, nicht nur am Teleskop sondern praktisch den ganzen Tag habe ich ihn mit meinem Gewicht belastet ;)

 

Sonntag, 4. Mai 2014

BB vom 03.05.2014

Datum: 03.05.2014
Ort: "Silent Hill"
Zeit: 21:00 - 3:00 Uhr
Wetter: Zu Beginn noch stark bewölkt später frei und selten gute Transparenz
GG: fst 6m3

Um 6 Uhr morgens checkte ich das heutige Wetter für einen Familienausflug, was ist das für ein seltsames Symbol in der Nacht? Sichelförmige Wolke auf schwarzem Hintergrund, kenn ich gar nicht die Wolkenart... ! Ein paar Klicks weiter war klar, dass es nicht nur an unserem Ausflugsziel so werden sollte sondern auch im Taunus, allzuviel Hoffnung wollte ich aber noch nicht aufkeimen lassen. Der Tag war noch lang und was in der letzten Zeit an "klarem" Himmel geboten wurde ist ja hinlänglich bekannt...

Nach einem langen, SEHR schönen Tag und einer sehr kilometerlastigen Tour (sowohl was Autobahn als auch Fußmärsche angeht) kam ich doch recht platt nach Hause, aber mit Jan war schon ausgetauscht, dass man uns nicht mehr Astronomen nennen sollte wenn wir daheim bleiben ;) Der Himmel war inzwischen wieder stark bewölkt aber Wurscht, gegen 21 Uhr fuhr ich vor, um einen bereits ziemlich einsatzbereiten Jan vorzufinden, gedrängt hat uns nichts, die ersten Stunden waren von sukszessiven Wolkenabzug und -auflösung geprägt, der Mond "störte" ja auch noch ein wenig, wurde aber trotzdem als Beobachtungsobjekt gemieden.








Der Himmel wurde nicht nur freier sondern auch erstaunlich durchsichtig, die Lichtdome von Wiesbaden und Frankfurt - fein säuberlich voneinander getrennt (was auch nicht immer der Fall ist) - ragten etwa 10° und klar definiert im Bereich West, Südwest über den Horizont, das geht auch BEDEUTEND schlechter. Zu späterer Stunde machten wir uns an die Grenzgrößenzeigersterne um Polaris und nach Gegenprüfung zu Hause waren es tatsächlich schmackhafte 6m33! Das ist ein positiver Rückfall in alte Zeiten, liegt nicht sehr weit von Bestwerten an unserem Standort entfernt und ist somit nachweislich die beste Nacht seit 2012 gewesen :)

Galaxienhimmel... Und genau darauf wollte ich mich heute auch in aller Ausführlichkeit stürzen, mit der Deepsky Hunter Atlas Detail Karte A14 startete ich meine Tour in Coma und Virgo. War ich vorher schon angetan vom Kartenwerk, stehe ich nunmehr kurz vor der Scheidung um meine Liebe zu dieser Karte auch mit einer gesetzlichen Eheschliesslung zu besiegeln :D

Ich war ja schon wirklich oft im "Gewimmel" unterwegs, aber ich bemerkte mit einer so netten Begleitung hoppt man nicht zwangsläufig zu seinem Ziel sondern trödelt immens lange auf dem Weg dorthin herum, man könnte es auch "Genußwandern mit hohem Erkenntnisgewinn" bezeichnen. Viele Felder überfährt man (ich) oft auf dem Weg von Starhop zu Starhop, dabei entgehen mir wie ich nun feststellte regelmässig Unmengen an kleinen Objekten, für die man nur wenige Sekunden im jeweiligen Feld verweilen müsste um sie wahrzunehmen. Wie auch immer, genau das habe ich in dieser Nacht getan um so weit mehr als eine Stunde für die wenigen Grad zwischen Messier 98 und Messier 88 als Start der Makarian Chain zugebracht!

Zu meiner Schande habe ich weder gezeichnet noch Notizen zu den Objekten gemacht, allerdings waren die meisten der "Fizzelchen" auch eben einfach da ;) Egal, heute lass ich mal fünf gerade sein, allein das touren und identifizieren hat mir große Freude gemacht.

Mein Einstiegspunkt war wie gesagt Messier 98. Normalerweise springe ich von hier entweder über eine Sternenkette und 99 zu Messier 84 oder über M100 zu M88, das ist eine Sache von 10 Sekunden und man startet durch die Markarian Kette... Nun wird aber detailliert Sternchen für Sternchen untersucht, als erstes versuche ich den kleinen Begleiter NGC 4186 zu sehen, aber egal wie hoch ich vergrößere, da will sich einfach nichts herausschälen, inzwischen habe ich die Helligkeit recherchiert und mit knapp unter 15m war sie wohl doch zu viel des Guten für den 8"er. Etwas weiter östlich in relativer Nähe eines hellen Sterns ist NGC 4237 hingegen überhaupt kein Problem (11m7). Die nächstgrößere ist Messier 99, von hier nur ein kleiner Schwenk und es zeigt sich die kleine NGC 4262 (11m5), die aber schwächer als die heller angegebene 4237 erscheint. IC 781 direkt daneben will sie partout nicht zeigen ist mit 14m8 aber auch schon verdammt schwach...

Nun ein größerer Hopp zu Messier 100, diese Galaxie hat zwei nahe Begleiter, NGC 4328 und 4323, die sich beide nicht zeigen aber ebenfalls jenseit der 15m liegen. Dafür ist 4312 mit 11m8 im selben Feld wieder ein einfaches Ziel. Beim Springen bin ich immer mit 14mm unterwegs und wechsele dann bei jedem Objekt auf 8,8mm was sich in vielen Fällen als gewinnbringend erweist, manche Galaxie wird so erst richtig greifbar. Eine markante Kette mittelheller Sterne in der Nähe offenbart zwei Galaxien, NGC 4405 (12m9) und NGC 4383 (12m7), beide sind bei höherer Vergrößerung glasklar besser zu erkennen, eine dritte IC Galaxie (792) ist zwar auch nahebei aber fällt von der Helligkeit viel zu stark ab um im 8" Newton aufzutauchen. Nun geht es wieder ein Gesichtsfeld weiter nach unten, ein Päärchen! An der Wahrnehmungsgrenze! NGC 4396 (13m7) und viel auffälliger 4379. Auch hier bestätigt sich wieder: Die heller war in 14mm bereits sofort zu sehen, die schwächere bedurfte einer niedrigeren AP. Nur wenig Weiter in die grobe Richtung von Messier 88, aber kein ganzes Gesichtsfeld von den beiden vorherigen entfernt mache ich zunächst nahe eines Sterns NGC 4421 (11m6) aus, nicht beeindruckend aber leicht zu erkennen, anders die etwas südlicher gelegene NGC 4419, mit 11m ein richtig auffälliges Objekt und ein echter Kontrast zu den dunkleren Gesellen der vorherigen "Tourmeter", sie ist auch mit einem Sternchen in der Karte verzeichnet was beim DSHA ein Zeichen für besonders interessant Objekte gilt. Auf den letzten Metern zu Messier 88 versuche ich noch relativ hartnäckig IC 3392 (13m3) zu sichten und tatsächlich, da ist sie! Auch hier waren 136-fach erforderlich, aber dann konnte ich sie indirekt dauerhaft halten.

Nach dieser langen (zeitlich) und intensiven Tour bin ich doch etwas angeplättet,  so viele Galaxien auf gerade mal gerade mal 3x4 Ü-Oku Gesichtsfeldern... 

Danke an Christian für den folgenden Kartenausschnitt (Deepsky Hunter Atlas, den ich auch beim Beobachten genutzt habe)




Und eine 3D Visualisierung der räumlichen Verteilung der Galaxien



 
Angekommen bin ich jetzt bei der berühmten Kette, die natürlich abgefahren wird und auch einige Prominente des Virgo Zentralbereichs besuche ich noch, aber dann ist die Luft erstmal raus ;) Ich merke an: Das wäre der ideale Moment den Liegestuhl aufzustellen und mal eine halbe Stunde entspannt mit dem Fernglas über den Himmel zu pflügen, beides habe ich aber leider nicht dabei, und an Jans Auto zeigt sich bereits Eis, es ist verflucht kalt geworden, und das im Mai. Zum Glück fahre ich (oft unbewusst) ein Kaufhaus durch die Gegend und meine Skihose, ein zweites Paar Socken und eine weitere Jacke geben mir zusammen mit gemeinsamen Füßevertreten neue Energie.

Bei Jan bekommt die leicht sichbtare Galaxie NGC 4656 neben der Walfischgalaxie NGC 4631 (nebst Begleiter 4627) auch endlich ihren Eigennamen: Der Hockeyschläger, war mir bis dato auch noch nicht geläufig und ja, da ist etwas was den Namen rechtfertigt. 

Aus aktuellem Anlass beschäftige ich mich nun mit einer Sache, auf die ich bisher nicht ausreichend geachtet habe. Bis vor einiger Zeit habe ich Okulare beim Wechsel oft mit der Reduzierung aus dem OAZ genommen und gewechselt (drehbare selbstzentrierende Reduzierung), deshalb achtete ich nie besonders auf die Fokallagen der Okulare, seit einigen Monaten habe ich mir aber angewöhnt, die Reduzierhülse dauerhaft fest (!) im OAZ zu belassen (2" nutze ich bei vielen Touren ohnehin nur am Anfang und dann nicht mehr) und einfach rein/raus die 1,25er durchuzwechseln. Ergo wollte nun herausgefunden werden wie NAH die Fokallagen der ES Reihe tatsächlich beieinander liegen, Parfokalität wird der Reihe ja unterstellt (im 1,25" Bereich). Von 14mm beginnend, arbeitet ich mich über 8,8 und 6,7 bis auf 4,7 herunter. 14 und 8,8mm sind definitiv so parfokal wie ich das beim Justagezustand dieses Abends (Grundjustage war nicht sonderlich weil ich noch beim Einladen am FS vorbei tief in den Tubus griff um die Höhenräderschrauben festzuziehen!) nur beurteilen konnte, ein erneutes Fokussieren brachte keine kleineren Sterne. Wohl muss man aber von 14 ODER 8,8 auf 6,7 nachfokussieren, selbiges gilt für das 4,7er was wiederum mit dem 6,7mm auf einem Fokus liegt. Ich kann es nicht zu 100% in Zahlen ausdrücken aber es wir etwa 1/30 Umdrehung sein, also Arbeit für die Untersetzung (wobei ich am 8er keine habe sondern nur am 12er) und nichts wo man kräftig kurbeln müsste. Zum Vergleich: Das Zoom UWAN lag weit davon entfernt, sind natürlich auch zwei unterschiedliche Okulardesigns, vom Speers kenne ich das aber ähnlich, selbst zwischen 10 und 8mm liegt hier MERKLICH mehr Weg. 

Ein für mich kurzer (!) Vergleich von Zoomwan und ES 6,7mm brachte keinen eindeutigen Sieger hervor - allerdings sei gesagt: Ich war schon arg müde. Das Feld war M104 nebst Haifisch am 10" f/5 und ich habe nicht auf die Randschärfe geachtet sondern die Einfachheit mit der mir schwache Sterne und Details ins Auge sprangen. An der Galaxie konnte ich keine Unterschiede ausmachen, auch gab es in keinem der beiden Okulare MEHR Sterne aber im ES waren zwei schwächere Sterne (einer direkt "unter" der Galaxie) einfacher zu sehen. Da werde ich mich zu keinerlei Fazit hinreissen lassen, stimmte die Brennweite zu 100%? Habe ich die Okulare schnell genug gewechselt/fokussiert? Kein Gewinner, kein Verlieren, beides Topokulare :)

Die Nacht war weit fortgeschritten, die Müdigkeit bei aller Aufregung schon grenzwertig, so eine Art nervöser Zustand wo das Hirn ins Bett will, das Herz aber noch bleiben möchte (in so einer Nacht nur verständlich, normal ist das Hirn sehr schnell der Sieger...). Trotzdem startete ich noch einen Ausflug zu den Galaxien der Lyra. Im Bereich Epsion Lyrae und Vega gibt es ja doch einige Kandidaten von denen ich im vergangenen Jahr schon einige beobachtet hatte. Die Karte weist hier noch mehr auf als ich damals recherchiert hatte. Mindestens zwei Exemplare habe ich auch gesehen, aber es war schwer wiederholbar, meine Augen waren einfach durch für heute.. leider.

So blieb zum Abschluss nur noch die aufziehende Sommermilchstrasse abzulichten, was leidlich gelang - dank Jan kann ich noch ein zweites, merklich besseres Foto zeigen ^^ Zunächst meines, in Richtung Osten.



Und Jans Schuss in Richtung Nordosten




Fazit: Leute, ich sag mal wieder ne Weile nix über die Himmelsqualität ;) Ich bin beruhigt, dass anscheinend nichts grundlegendes irreversibel kaputt gemacht wurde in unseren Breiten (wie ich ja schon unkte), sondern dass wir einfach eine große Pechsträhne in Sachen Transparenz hatten! SO machts richtig Spaß, kein Nebelgeschwurbel und Cirrenmis! Mein ganz besonderer Dank gilt neben Jan als Süßkramlieferant und Brother in Arms, den übrigen Mitgliedern unseres Zirkels für ihr Fernbleiben :D Das war wohl diesmal wirklich genug Opfer! Gleichzeitig aber auch echt schade, dass ihr (unverschuldet) verhindert wart, wäre nur noch schöner gewesen ;(

Die Heimfahrt war nicht lang aber grenzwertig, zusammen mit dem Tag der ja schon anstrengend genug war, war ich heilfroh endlich um halb vier ins Bett zu fallen.